Gehen und Laufen, wie Mutter Natur es für uns vorgesehen hat.
Barfusslaufen kann doch jeder. Schuhe aus, Socken weg und schon kann es losgehen. Klingt völlig logisch, aber ganz so einfach ist es dann doch nicht.
Konventionelle Schuhe lassen unseren Zehen viel zu wenig Platz, um sich anatomisch korrekt entfalten zu können. Stattdessen werden sie zusammengequetscht und verformt. Hinzu kommt, dass der Fuss durch die dämpfende Wirkung dicker Sohlen weniger arbeiten muss. Die Muskulatur wird dadurch weniger belastet und geht zurück. Die Folgen sind ein unsicherer Gang und ein höheres Verletzungsrisiko.
Barfusslaufen liegt ganz zu recht absolut im Trend und bringt dir und deiner Gesundheit viele Vorteile. Und da jeder Mensch von Natur aus fürs Barfusslaufen gemacht ist, lässt es sich mit ein wenig Geduld und der nötigen Ausdauer auch wieder erlernen.
Neben den vielen gesundheitlichen Vorteilen bringt dir Barfusslaufen vor allem auch eins: Die feste, spürbare und nachhaltige Verbindung zum Untergrund, auf dem du dich bewegst. Ein Verbindung zur Erde, die du in konventionellem Schuhwerk so einfach nicht spüren kannst. Das hört sich vielleicht erst mal etwas esoterisch an, aber nach den ersten bewussten Barfuss-Einheiten in der freien Natur wirst du spüren, was für eine besondere Verbindung du beim Barfussgehen mit dem Untergrund spüren kannst.
Versprochen!
Ein paar Fakten über dich und deine Füsse
Deine Füsse vollbringen jeden Tag Höchstleistungen. Sie tragen dich nicht einfach nur von A nach B und stemmen dabei „nur“ dein Körpergewicht. Beim Workout oder beim Joggen kann das auch ganz schnell mal das 3-4-fache deines Gewichts sein, mit dem deine Füsse klarkommen müssen.
Um das zu leisten, sind Füsse äusserst komplex konstruiert. Über 60 Muskeln, 26 kleine und kleinste Knochen und Gelenke und mehr als 200 Sehnen arbeiten im perfekten Zusammenspiel, damit du dein Leben im Stehen und Gehen verbringen kannst. Hinzu kommen tausende von Nerven und Rezeptoren an der Fussssohle, die deinem Gehirn Rückmeldung über den Untergrund geben und dein Gleichgewicht unterstützen.
Die Basis für deine Bewegung: gesunde Füsse
Läufst du barfuss, rollst du über den ganzen Fuss, bis hin zu den Zehen ab. Alle Rezeptoren, Muskeln und Sehnen arbeiten zusammen, um eine harmonische Bewegung zu ermöglichen. So entwickelt und behält der Fuss seine natürliche Form. Entscheidend dafür sind das Quergewölbe unter den Mittelfussknochen und das Längsgewölbe von der Ferse bis zu den Zehen. Diese Gewölbe stabilisieren den Fuss und dämpfen Bewegungen ab. Stecken deine Füsse nur in Schuhen, werden die Muskeln schwächer und diese Gewölbe sinken ab.
Fussfehlstellungen beeinflussen den gesamten Bewegungsapparat und wirken sich auf deine Beinachsen aus. Und damit auch auf Knie, Hüfte und unteren Rücken bis hin zum Nacken aus.
Hättest du es gewusst?
- Ein Viertel aller Knochen deines Körpers steckt in deinen Füssen
- Im Laufe eines durchschnittlichen Lebens legst du etwa 177.000 km zu Fuss zurück
- Jeder Fuss verfügt über ca. 200.000 Nervenenden, die detaillierte Informationen ans Gehirn senden
- Neben den anderen Zehen ist vor allem der grosse Zeh dafür verantwortlich, dass du dein Gleichgewicht hältst
- Deine Fusshaltung entscheidet darüber, wie effektiv dein Gewicht verteilt wird
- Stehen ist viel anstrengender als Gehen, weil weniger Muskeln aktiv sind, die dein Körpergewicht tragen
- Deine Füsse verändern sich dein Leben lang und werden im Alter langsam flacher und länger
- Seit der Erfindung des Schuhs hat sich unsere Fussgesundheit stetig verschlechtert
- Das Tragen von Schuhen mit der falschen Schuhgrösse kann zu Fuss-, Bein- und Rückenschmerzen führen sowie zu Deformationen von Zehen
- Barfusslaufen trainiert dein Gleichgewicht und verbessert dein Körpergefühl
- Den perfekten Fuss gibt es nicht
Von Beginn an auf gesunden Füssen stehen
Kinder lernen und erfahren die Welt mit allen Sinnen. Da gehören die Informationen, die sie über die Füsse aufnehmen und verarbeiten unbedingt dazu. Nur so kann sich der Bewegungsapparat natürlich ausbilden. Es ist also unbedingt zu empfehlen, Babys und Kleinkinder so viel wie möglich ohne Schuhe, Socken und Strumpfhosen auf Entdeckungstour zu schicken.
Durch das Drehen und Schieben und die Versuche zu Stehen und zu Gehen werden die Zehen trainiert und die Fussmuskulatur ausgebildet. Läuft das freie Gehen dann natürlich ab, wirkt sich das positiv auf Füsse, Beine, Becken und Rücken aus.
Und wenn es dann später doch mal Zeit wird, die Füsse in eine schützende Hülle zu packen, dann am besten in passende Barfussschuhe. Wie man die richtige Grösse der Schuhe für die Kleinsten bestimmt, zeigen wir dir hier.
Übrigens: Auch Socken sind nicht ideal für Säuglings-, Baby- und Kinderfüsse. Häufig sind diese in Längsrichtung gestrickt, sind eng im Vorfuss und üben Druck auf die Zehen aus. Die Kleinen spüren den Boden nicht direkt und haben unter Umständen auch Probleme, sich durch den fehlenden Grip richtig abzustossen, sich zu drehen oder effizient zu robben.
Wenn Kinderschuhe, dann Minimalschuhe.
- Nur barfuss oder in Minimalschuhen erhalten wir das notwendige sensorische Feedback vom Untergrund. Füsse, Untergrund und Gehirn werden zu einer funktionierenden Einheit. Gedämpftes und gepolstertes Schuhwerk unterdrückt diese Funktion.
- Die Muskeln in den Füssen können sich besser ausbilden. Das heisst weniger Verletzungen und ein stärkeres Fundament.
- Die perfekte Körperhaltung, mit der die meisten Menschen geboren werden, bleibt erhalten.
- Der Gleichgewichtssinn wird trainiert und gestärkt.
Mehr Informationen zum Thema Barfusslaufen bei Kindern und Erwachsenen, die richtigen Minimalschuhe und ein gesundes Stehen, Gehen und Laufen verraten wir dir in unserem Workshop „GESUNDE KINDERFÜSSE“
Natural Running. Aber richtig.
Damit es von Anfang an richtig läuft beginnst du am besten damit barfuss in die Hocke zu gehen und zu springen. Diese Übungen werden dir dabei helfen den richtigen Rhythmus zu finden und beim Barfusslaufen die richtige Haltung einzunehmen. Elementar für einen natürlichen Bewegungsablauf und dafür, Verletzungen vorzubeugen.
Gehen
Hocken
In die Hocke zu gehen und zu verharren ist eine wunderbare Übung, um deine Balance zu trainieren. Zudem erhöhst du so die Flexibilität und Ausdauer in deiner Wirbelsäule, dem Becken, Knien und Knöcheln.
Springen
Die ideale Übung, um die Dynamik und Elastizität deines Körpers zu verbessern. Hierbei solltest du den natürlichen Rhythmus von ca 180 bpm einhalten.
Je mehr du übst und dich verbesserst, umso entspannter wird dein Laufstil.
Wenn du alle Trainingsschritte nach und nach perfektioniert hast, solltest du problemlos auch weitere Strecken barfuss laufen können. Natürlich darf man dabei nicht ausser Acht lassen, dass es eine grosse Umstellung für deinen Körper ist, sich wieder ans Barfusslaufen zu gewöhnen. Darum unsere Bitte: Nimm dir ausreichend Zeit und übertreib es nicht. Mit der nötigen Geduld und regelmässigem Üben wirst du ganz entspannt wieder die Entfernungen zurücklegen, die du bisher in konventionellem Schuhwerk zurückgelegt hast.
„Aus eigener Erfahrung durfte ich mit Schmerzen feststellen, dass es nicht so einfach von heute auf morgen umgesetzt werden kann. Nach meiner ersten Barfusslaufeinheit von rund 4km, hatte ich mehr Muskelkater als nach meinem ersten Marathon 42 km. Ja ich habe mir einige Youtube-Videos angeschaut und gedacht das geht dann schon…
Wenn du beginnst Kanu zu fahren, gehst du ins Fachgeschäft, lässt dich beraten und buchst ein Training. Du wirst kaum deine erste Fahrt auf fliessendem Gewässer durchführen?
Weshalb haben wir dann immer wieder das Gefühl: „Rennen kann gar nicht so schwierig sein, das muss mir schon niemand zeigen“. Wenn du mit Minimalschuhen oder Barfuss rennen möchtest, dann geh das ganze bitte Langsam an und hol dir Unterstützung.
Jetzt 3 Jahre nach meiner Natural-Running-Ausbildung bin ich in der Lage wieder die selbe Pace zu laufen wie vorher mit herkömmlichen Laufschuhen. Gib deinem Körper die Zeit für die Umstellung, er wird sich im Alter bei dir bedanken.“ Yves Hoffmann, 2023